Fototipps
Fotografieren im Zoo: So entstehen die besten Fotos
Marc Müller arbeitet als Tierfotograf für den Tierpark Hellabrunn in München. Nehmen Sie Ihren Safarihut und begleiten ihn in diesem Artikel auf eine tierische Fotoreise, beispielsweise für Ihr nächstes CEWE FOTOBUCH.
Um besondere Fotos von Tieren zu machen, ist keine Safari nach Afrika notwendig. Zoos oder auch Aquarien in der Nähe bieten eine Vielzahl von Möglichkeiten, neue Motive zu entdecken. Dank moderner, großzügiger und naturnah wirkender Gehegegestaltung bietet die Zoofotografie in manchen Fällen sogar die Chance, ein bisschen Nervenkitzel zu verspüren.
Station 1: Giraffen mit dem Teleobjektiv abbilden
Passionierten Fotografinnen und Fotografen bietet unsere erhöhte Aussichtsplattform die Möglichkeit, den Giraffendamen "auf Augenhöhe" zu begegnen. Wer in einem anderen Tiergarten eine ähnliche Gelegenheit hat, sollte diese auf jeden Fall ausprobieren – ausgestattet mit einem guten Teleobjektiv. Oft bieten sich durch die ungewohnte Position ganz neue Blickwinkel. Hier kam mein absolutes Lieblingsobjektiv zum Einsatz: ein Nikon-Modell mit 180 bis 400 Millimeter (mm) Brennweite und 1,4-fach- Konverter (Blende: 4.0 – 5.6).
Station 2: So verschwinden engmaschige Zäune
Wer unsere Vielfraße optisch "störungsfrei" ablichten will, kommt durch die engmaschige Verdrahtung schnell an seine Grenzen. Um lästige Zäune wie diese zu umgehen, eignet sich ein lichtstarkes Objektiv mit großer Brennweite.
Wie man auf dem Beispielfoto erkennen kann, wurde der Zaun durch eine Blende von 2,8 in Verbindung mit einer Brennweite von 200 Millimeter nahezu komplett eliminiert. Lichtstarke Objektive wie dieses sind vergleichsweise sehr teuer. Doch die Investition in ein hochwertiges Modell lohnt sich, da ein gutes Objektiv die Kamera meist um einige Jahre überlebt.
Station 3: Meister der Lüfte fotografieren
In Hellabrunn organisieren die Tierpfleger üblicherweise zu festen Zeiten Greifvogel-Trainings, um den Besuchern die Besonderheiten dieser faszinierenden Vögel näher zu bringen - besonders auch in der Luft. Beim Fotografieren sollte man hier mit dem richtigen Equipment und einer guten Position "auf Zack sein", um die Raubvögel im passenden Moment ablichten zu können.
Extratipp: Schnelle Bildfolge und das "Mitziehen"
Zusammen mit einer schnellen Belichtungszeit können Sie vor allem Vögel perfekt im Flug erwischen – idealerweise ist es eine Tausendstelsekunde (1/1000) und kürzer. Wichtig dabei ist, dass der Objektivfokus und die Bildfolge der Kamera entsprechend schnell sind, um das Tier in Bewegung im richtigen Moment erwischen zu können. Ich empfehle zehn Bilder pro Sekunde und Originalobjektive vom Kamerahersteller, da der Autofokus meist schneller ist als bei Fremdobjektiven.
Spannend wird es, wenn das bewegte Hauptmotiv scharf, der Hintergrund jedoch unscharf sein soll. Dieser Effekt wird auch "Mitziehen" genannt. Meist wird diese Technik bei Autorennen sowie beim Fotografieren von Flugzeugen oder anderen bewegten Motiven angewandt. So auch bei der Tierfotografie, wo sich die Geschwindigkeit des Tieres einfangen beziehungsweise abbilden lässt.
Hierfür wird den Modus "continuous focus" und zusätzlich die Belichtungszeit auf beispielsweise eine Zwanzigstelsekunde (1/20) eingestellt. Nun wird das Objekt anvisiert und der Auslöser halb durchgedrückt. So ist es möglich, die Schärfe auf das Hauptmotiv zu legen und es ständig ("continuous") zu verfolgen. Erst, wenn das Tier genau vor Ihnen ist, lösen Sie schließlich aus. Wichtig: Das Mitschwenken muss zur Geschwindigkeit des Objektes passen, um das begehrte Motiv wirklich scharf zu bekommen.
Station 4: Auf Augenhöhe mit den Mühlendorf-Stars
Die Ferkel der aus Neuseeland stammenden Kunekune-Schweine sind die Stars im Hellabrunner Mühlendorf und werden entsprechend gern abgelichtet. Sie sind bei gutem Wetter zumeist in einem gut einsehbaren Außengehege zu beobachten. Gerade zu Fütterungszeiten ist dort "Action" angesagt.
Wo möglich und erlaubt, funktioniert das Fotografieren vor dem Außengehege besonders gut in liegender Position, da man dann mit den Schweinen "auf Augenhöhe ist" und besonders schöne Motive bekommt. Zu beachten sind außerdem der gebotene Abstand zum Tier und zu anderen Besucherinnen und Besuchern, die genau wie Sie einen guten Blick auf die Tiere erhaschen wollen.
Station 5: So meistern Sie das Panzerglas in der Polarwelt
Weitere Publikumslieblinge sind die Eisbären, die im Münchner Zoo auf einer großzügigen Felsen- und Tundraanlage hinter hohen, dicken Panzerglasscheiben leben. Sonneneinstrahlung und Kondenswasserbildung sind hier die häufigsten fotografischen Herausforderungen.
Extratipp bei störendem Licht
Um die Sonnenreflexion entscheidend zu reduzieren, kann man mit einem dunklen Tuch direkt um das Objektiv herum Abhilfe schaffen. Geeignet ist beispielsweise Moltonstoff oder ein Kleidungsstück.
Zudem empfehle ich, das Objektiv direkt auf der Anlagenscheibe aufzusetzen, sodass eventuelle Verzerrungen durch die Scheibe minimiert werden. Denn setzen Sie die Linse schräg auf, wirken die Bilder an einigen Stellen durch die Glasdicke oft unscharf.
Station 6: Bewegende Porträts im Urwaldhaus
Exotische Vielfalt und menschliche Wesenszüge faszinieren, schlechte Lichtverhältnisse und dickes Sicherheitsglas fordern heraus. Dennoch ist das Hellabrunner Urwaldhaus ein Muss auf der Liste eines jeden Tierfotografen. Gerade deswegen, weil besonders Gorillas und Schimpansen gerne mit der Kamera kokettieren und extra posieren. Das düfen Sie sich einfach nicht entgehen lassen.
Ich würde mich freuen, wenn meine Tipps zur Zoofotografie Sie neugierig gemacht haben. Ich wünschen Ihnen viel Spaß beim Entdecken neuer Fotomotive – besuchen Sie uns dafür gern im Tierpark Hellabrunn in München.
Ihr Marc Müller